Biografie
Kolumbien mein Geburtsland.
Bereits als 1-jähriges Kind ging es mit meiner Mutter und meinem Bruder auf einem Bananenfrachter inklusive heftigen Sturm
über den Ozean in Richtung Europa. Die Ankunft erfolgte in Bremerhaven und von dort in mehreren Etappen Richtung neue
Heimat nach Wien. Es sollte lange Jahre dauern bis ich 2007 meine Eltern an ihr Versprechen erinnerte mir - bevor sie
so eine anstrengende Reise nicht mehr machen könnten - mein Geburtsland zu zeigen. Bis dahin war die Antwort: es ist zu
gefährlich, die politische Situation lässt es nicht zu. Das wollen wir nicht riskieren. Die Angst gekidnappt zu werden
war ihnen verständlicherweise zu groß.
Was blieb, war ein unbändiges Interesse an diesem Land und so verschlang ich alles Wissenswerte über Kolumbien.
Meine Spanischkenntnisse sind trotz Unterricht rudimentär. Ich verstehe viel mehr und spreche leider immer noch zu wenig.
Dann endlich kam die ersehnte Besserung der politischen Situation und ich nahm die Gelegenheit, sie an ihr Versprechen zu
erinnern. Mein Vater und Emmo werden mit mir diese Reise durch Kolumbien machen!
Ich war der glücklichste Mensch auf Erden, neugierig und voller Vorfreude.
Man könnte natürlich meinen, was hat so eine Baby für eine Erinnerung und dennoch war die Reise für mich extrem wichtig.
Im Jahr 2007, nach langer Planung sowie bester Unterstützung eines kolumbianischen Reisebüros in Berlin, die auch die
Besonderheit unserer Reise verstanden, ging es los. Das ausgewählte Programm ist straff, wir werden begleitet von einem Driver
und Guide, um die Hotelauswahl habe ich mich wie immer selbst gekümmert. Mein Vater und auch wir sollen es komfortabel haben.
Ich war unendlich aufgeregt!
Wie oft in meinem Leben hatten meine Eltern, vor allem mein Vater, von dem ihm so geliebten sehr kontroversem Land erzählt.
Mit ein bisschen Reminiszenz und Verklärung doch trotzdem nun glücklich mit mir diese Reise anzutreten starten wir zur besten Jahreszeit im Februar via Amsterdam nach Bogotá/Kolumbien!
BogotÁ
Ankunft in Bogotá, in einem hübschen kleinen Boutiquehotel mitten in der nun restaurierten, bunten und lebendigen Altstadt Candelaria. Es befindet sich
zufällig! direkt neben dem Opernhaus, in dem sich meine Eltern Ende der 50er Jahren kennengelernt haben. Das habe ich schon mal gut ausgewählt!
Am nächsten Morgen sehr früher Stunde vermisse ich meinen Vater beim Frühstück. Er ist schon auf dem Zócalo Plaza Boliva, dem größten Platz an dem sich die Kathedrale Primada, der Kongress und
Justizpalast befindet. Aufgeregt und voller Freude und vielen Erinnerungen kommt er ins Hotel zurück. Die Tour startet nun erstmal gemütlich in die Umgebung. Wir verbringen nur 2 Nächte hier am
Anfang, da wir am Ende nochmal mehrere Tage ausführliches Sightseeing in Bogotá eingeplant haben.
Armenia/Quindio/Zona Cafetera
Los geht es bei herrlichen angenehmen Temperaturen durch die Savanne übergehend in Hügellandschaften über Tunja nach
Villa de Leyva/Boyacá. Ja es ist unfassbar schön. Villa de Leyva ist wie eine Filmkulisse und doch auch sehr archaisch.
Ein toller Einstieg.
Weiter geht es ins farbenfrohe Städtchen Raquira. Wie überall in den kleinen Paisastädtchen ist es lebendig und bunt. Das wirkliche kolumbianische ländliche Leben, welches mein Vater so erinnert und liebt. Die Küche allerdings ist für Emmo eher gewöhnungs-bedürftig. Für mich bleibt natürlich der beste Kaffee von morgens bis abends! Die Menschen sind gesprächig, offen und sympathisch. Sie freuen sich über die Erinnerungen meines Vaters aus den 50er Jahren die er mit einem immer noch sehr guten Spanisch und vielen lustigen Anekdoten sowie dem Anlaß unserer jetzigen gemeinsamen Reise.
Wir erreichen das Hochplateau mit dem Städtchen Manizales/Caldas. Zu besichtigen gibt es nicht viel außer einer beeindruckenden Kirche komplett aus Holz namens Iglesia de la Inmaculada Concepcion und einem authentischen non turistischem Alltag mit einer deutschen Metzgerei. Nur eine Nacht bleiben wir hier und weiter geht es zu unserem eigentlichen Ziel nach Armenia/Quindio mit der Zona Cafetera. Ich, die Kaffee so liebt, freue mich auf diesen Teil der Reise. Es ist toll zu erfahren wo und wie der Kaffee wächst, angebaut und für den Export verarbeitet wird. Wir wohnen auf einer authentischen Hacienda und geniessen die Tage in der Zona Cafetera. Lehrreich und blühend!
Die pittoresken, farbenfrohen Paisadörfer Salento/Antioquia, Filandia mit dem Cocora-Cera Palmental sind Kolumbien pur und geben einen unverfälschten Einblick in das einfache Leben abseits der größeren Städte.
Manizales/Caldas / Parque Nacional de Los Nevados
Hoch geht es nach endlosen Kurven immer karger werdender Landschaft auf den Pico de Nevado del Ruíz. Ein Vulkan, der hin und wieder noch Asche spuckt. Oben angekommen bekommen wir den Sauerstoffmangel deutlich zu spüren aber keiner von uns bekommt Kopfschmerzen. Dennoch bin ich froh aus der Mondlandschaft wieder im grünen Tal anzukommen.
Ich bin eben kein Bergmensch.
Medellin
Die Großstadt Medellin ist spannend. Mein Vater hat viele Erinnerungen, da er oft geschäftlich hier unterwegs war. Mit damals hat das heutige Medellin wenig zu tun. Die Stadt ist modern, aufgeräumt und selbst die Slums an den Hängen sind in besserem Zustand als anderswo. Nach all der Natur geniessen wir das lebendige Großstadtleben. Medellin mit dem gefährlichsten Ruf in Kolumbien tut einiges, auch wenn es wahrscheinlich noch lange nicht genug ist. Wir sind dennoch beeindruckt. Der Künstler Botero ist mit seinen Kunstwerken prominent auf den Plätzen vertreten. Das Hotel ist gut gewählt und abends geniessen wir die modernen Restaurants mit gutem Essen und feinen Drinks.
San Jerònimo/Sopetran/El Puente de Occidente/Santa Fe de Antioquia
Weitere hübsche Städtchen wie San Jerònimo, Sopetran und El Puente de Occidente (Brücke) liegen auf dem Weg nach Santa Fe de Antioquia. Touristisch voll erschlossen, mit fröhlichen Menschen, unzähligen Lokalen und herausgeputzen Häusern hinterlässt Santa Fe bei mir einen nachhaltigen Eindruck. Hier möchte ich gerne noch mehr Zeit verbringen oder wiederkommen.
Flug nach Nuqui/Choco-Pazifikküste
Es folgt die Ankunft mit einer kleinen Maschine nach Nuqui in den Choco an der Pazifikküste. Wow - wow. Urwald trifft auf Pazifik.
Ein bisschen mulmig ist mir beim Überfliegen eines grünen Urwaldteppich schon. Aber ich habe ja zwei Männer bei mir, die auf mich aufpassen. Es erwartet uns nun ein völlig anderes Bild dieses so vielfältigen Landes. Die Menschen hier sind mehrheitlich Afro-Kolumbianer sowie Angehörige indigener Stämme. Ab jetzt geht alles per Boot. Statt Hotelburgen und zugebauter Strände endlose Weite und Ökotourismus. Die Menschen in unseren Lodge sind unfassbar lieb. Es ist ein einzigartiges, diverses Naturreservat. Hoffentlich bleibt es noch lange dieses Paradies. Tief beeindruckt kann ich gar nicht glauben, dass meine bisherigen Erlebnisse und Eindrücke noch zu toppen sind.
Cartagena, Karibikküste, Las Islas del Rosario
Als letzte Station vor unserer Rückkehr in die Hauptstadt ist das Traumziel aller Kolumbienreisenden "Cartagena".
Man sieht es gleich auch an meinen Fotos. Bunt, voller Farben, Lebensfreude, Musik an jeder Ecke gefüllt mit dem typischen
Cumbia-Rythmus. Increible! Aus den Erzählungen meines Vaters erhoffte ich einiges, aber wie großartig Cartagena ist, weiß man erst, wenn man es erlebt. Zwar ist es absolut touristisch
erschlossen, voll mit Amerikanern und anderen Reisenden, aber diese einzigartige kolumbianisch-karibische Atmosphäre prall gefüllt mit Leben, Farben und Musik. Am liebsten würde ich gleich hier
bleiben.
Mit einem Guide geht es durch die Straßen und Besichtigung wichtigster Denkmäler Cartagenas und Umgebung.
Natürlich besuchen wir das Museum von Gabriel Marquez Garcia, welches sich direkt bei unserem Hotel befindet.
Seine Literatur ist selbstredend.
Den nächsten Tag geht es mit dem Schiff zu den Islas del Rosario. Totale Begeisterung. Wir geniessen das Nichtstun und das herrliche karibische warme Meer. Ich muss wiederkommen. Nur wann bei all meinen weiteren Reisewünschen!
Der Nachteil, wenn man nur begrenzt Zeit hat ist bekanntlich, das schon wieder die Abreise naht.
Bogota
Zurück in Bogotà begeben wir uns auf Spurensuche und Plätze mit Erinnerungen meiner Eltern und meinem ersten Jahr.
Nun haben wir auch ausreichend Zeit das Museo de Oro zu besichtigen sowie die Altstadt alleine zu erkunden.
Der schönste Moment ist, als ich mit meinem Vater vor dem noch erhaltenen Appartmenthaus stehe, wo ich mit meinen Eltern mein erstes Lebensjahr verbrachte. Mit diesem beglückenden Gefühl nun eine visuelle Vorstellung zu haben kann ich mich von Kolumbien verabschieden.
Es ist eine traumhafte Reise gewesen. Ein Geschenk, welches mit sehr vielen persönlichen Gefühlen verbunden ist.
Auf jeden Fall möchte ich noch einmal nach Kolumbien reisen. Es wird aber nie wieder so eine emotionale Reise wie mit meinem Vater. Adios! Volveremos!
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