Als Abschluss meiner erfolgreichen 2 Jahre in Erfurt und dem Aufsetzen/Produzieren einer neuen Vorabendserie hatte ich mir als Belohnung eine Peru-Rundreise geschenkt. Dieses Land spielt in
unserer Familiengeschichte eine nicht unwesentliche Rolle, da mein Bruder, nach der Scheidung unserer Mutter in Kolumbien, mit seinem Vater nach Lima zog. Ab da war nichts mehr wie vorher, denn
Michael besuchte uns in Wien, wann immer es seine Schulferien nun erlaubten. Bis heute verbindet ihn viel mit seinen engsten Freunden, Land und Kultur. Für mich war es vor allem die Erfüllung
eines Traumes nach Machu Picchu zu reisen. Ich kann gar nicht genau sagen, warum es mich dort in schwindelnde Höhe zu den Göttern so hingezogen hat, aber es war ein unbedingtes Muss.
Lustigerweise plante Michael zur selben Zeit ebenfalls eine Perureise mit seiner Familie. Da es schwierig ist alle Termine zu koordinieren, vereinbarten wir einfach in Kontakt zu bleiben und
verabredeten uns kurzfristig wann immer es passte.
Und siehe da auch das funktionierte.
Lima
Unsere Reise beginnt in Lima. Mir bleibt in Erinnerung, dass meine Mutter nach ihrer Reise meinte, dass man in Lima wegen des grauen Dauernebels nur depressiv wird. Nicht ganz unrecht hat sie. Schon ein sehr ungewohnter Himmelsanblick diese hängenden nebligen Wolken. Umso mehr ist es herrlich, wenn die Sonne mal scheint.
Als Einstieg habe ich ein Hotel im sicheren Stadtteil Miraflores von Lima mit Blick auf das Meer gewählt. Die perfekte Einführung in die weltweit gerühmte peruanische Küche bekommen wir umgehend von Nico K., Michaels längstem Freund, der immer noch dort lebt und uns in die besten Restaurants ausführt. Am nächsten Morgen folgt dann Sightseeing, Fotografieren und einfach nur Ankommen und Einfühlen. Ein lustiges Dinner mit meinem Bruder und Familie rundet den nächsten Tag ab. Es ist schön, ihn hier zu treffen und von seinen Erinnerungen erzählt zu bekommen. Und zum Nationalgetränk bitte den Rat der Einheimischen beachten!
maximal 2 Piscos trinken. Wir haben einmal mehr getrunken und nun ja......es schmeckt so erfrischend wunderbar aber! höllisch stark was man gar nicht sofort bemerkt. Aber am nächsten morgen Amigos...
Arequipa
Nach ein paar Tagen der Akklimatisierung startet unsere Rundreise mit Flug nach Arequipa. Aus Erzählungen meines Vaters eine der angenehmsten Städte Perus. In der Tat, Arequipa hat eine wunderschön restaurierte historische Altstadt mit unzähligen Schätzen, welche man definitiv besuchen sollte. Die Küche ist auch hier durchweg ein Erlebnis. Die Menschen sind freundlich zurückhaltend, das Klima sonnig und mild, weshalb auch in der Umgebung alles an Obst und Gemüse angebaut wird. Die Markthalle beeindruckt mit einer unfassbar reichhaltigen Auswahl an wirklich Allem. Amüsant auch zu beobachten, dass zu dieser Zeit das "Pokemonfieber" hoch aktuell ist und wir an vielen Plätzen unzählige junge Leute in Gruppen zusammenstehen. Finally got it!
Colca CanyOn
Von Arequipa haben wir eine Minigruppentour mit Jeep gebucht. Es geht durch die Zona de Vicunas, Übernachtung in Chivay mit einfacher aber netter Unterkunft. Am nächsten Morgen sehr früh weiter in den Colca Canyon (einer der tiefsten Schluchten der Erde) zum berühmten Condor Cross. Der Anden-Kondor hat eine Flügelspannweite bis zu 3 Metern und ist einer der größten fliegenden Vögel der Welt. Sehr majestätisch anzusehen. Wir sind in dieser frühen Stunde die ersten am Aussichtspunkt und haben damit eine perfekte Sicht auf die riesigen Vögel, die sich mit der Thermik nach oben schrauben und endlose Kreise drehen. Beeindruckend.
Es folgt die Weiterfahrt nach Puno durch das karge, kaum besiedelte aber trotzdem eindrucksvolle Hochland mit freilaufenden Vicunas. Wir machen kurz Pause an einem See mit bunten Flamingos. Dann folgt der spannendste Teil der Fahrt über hohe Berge nahe der höchsten Vulkane zum ersehnten Ziel am Titicacasee (ca. 3.800 m).
Titicaca See/Taquiles/Uros
Auf den ersten Eindruck ist Puno (3.200m hoch gelegen) eine eher hässliche Bergminenstadt, die einst reiche Silberminen-vorkommen hatte. Wie überall haben die Mineros allerdings nichts von dem Reichtum. Das Leben hier ist beschwerlich und armselig. Wir genießen nun das Hotel mit Blick auf den See und nachdem wir uns die Füße vertreten haben geht`s uns nach dem vielen Sitzen besser. Wir sind froh, die Reise mit dem Auto und in Etappen geplant zu haben, denn Touristen, die direkt von Lima hier ankommen, hängen an Sauerstoff-Flaschen. Wirklich nicht zu empfehlen.
Beim Abendessen im Hotel schaue ich auf die andere Uferseite und erblicke plötzlich Berge mit Schnee. Ich kann es kaum glauben. Die Nacht ist ziemlich frisch und erholend. Wieder geht es zeitig los, denn der Tag hat volles Programm mit Sightseeing Titicacasee. Offensichtlich sind die Wetterkapriolen nicht unüblich. Die Schiffsroute wird einfach geändert und wir beginnen mit der Fahrt zur weiterentfernt gelegenen Insel Taquile, bei ziemlicher eisigen Temperaturen. Ein gut gelaunter Kapitän verspricht, dass wenn wir ankommen, die Sonne scheint! Natürlich bin ich skeptisch. Natürlich hat er Recht! Wir klettern von der Anlegestelle hoch, die Sonne und strickenden Männer begrüßen uns freudig. Diese Insel ist ein Erlebnis. Eine völlig autarke Naturschönheit, authentisch mit zurückhaltenden, sich ihrer Kultur bewahrenden Bewohnern mitten in der Unendlichkeit des Titicacasees.
Am liebsten würde ich hier gerne noch etwas mehr Zeit verbringen. Aber es geht ja noch zu den berühmten Uros auf ihren Schilf-booten. Für mich enttäuschend. Es ist eher Disneyland. Alles ist durch und durch kommerzialisiert und die meisten Menschen wohnen gar nicht mehr auf den schwimmenden Schilfinseln, sondern an Land. Nachzuvollziehen, da die Kinder dort zur Schule gehen. Man versteht es, aber der ursprüngliche Charme stellt sich bei mir zumindest nicht ein. Doch sie leben nun mal von den Touristen und so kann man es ihnen auch nicht verdenken. Das Leben besser gesagt Überleben ist hier, wie überall in Peru, sehr hart und arm. Wenige Menschen im Land besitzen Alles und die Mehrheit so gut wie nichts. Auch das erlebe ich immer wieder auf meinen Reisen durch die Welt. Die Ungerechtigkeit ist sichtbar und zum Verzweifeln.
Cusco
Mit dem Überlandbus geht es von Puno nach Cusco. Zwischenstopp machen wir in Raqchi - einer gut erhaltenen Archäologischen Stätte. Die Landschaft ist eintönig und karg,
so dass wir froh sind nach langer anstrengender Busfahrt anzukommen.
Cusco ist eine der schönsten und gleichzeitig auch lebendigsten Städte in Peru. Nicht nur, weil wir hier in einem unvergesslich tollen Heritage-Hotel wohnen. Wow! diese Atmosphäre, das liebevolle Personal - einfach alles ist fantastisch. Es gibt in der Altstadt von Cusco und auch außerhalb viel zu besichtigen, also ist es ratsam, ausreichende Tage hier einzuplanen. Wir haben Cusco vor und nach Machu Picchu eingeplant, welches sich als sehr klug erweist. Insbesondere der Besuch - neben allen bekannten Sehenswürdigkeiten - des Museums für Fotografie ist ein Erlebnis.
Von Cusco geht unsere Reise weiter durch das sehenswerte Sacred Valley, das Urubambatal, Pisac, Moray, spektakuläre Salinas, Maras, Pichingote und dem Parque Ollantaytambo.
Machu Picchu
Nun geht es voller Vorfreude Richtung Machu Picchu.
Dann heißt es für alle Reisenden umsteigen in den Zug nach Aguas Calientes. (alternativ Trekking.) Eine einfache Unterkunft erwartet uns. Aguas Calientes ist eher uninteressant und dient als
Versorgungsort für die vielen vielen Besucher von Machu Picchu. Unesco World Heritage. Heilige Stätte der Inkas auf ca. 2.430m, Mitte 14. Jahrhundert erbaut. 1911 von H. Bingham entdeckt.
Das in Kürze. Endlich bin ich am Ziel!
5 Uhr morgens, es regnet in Strömen, stellen wir uns mit vielen 100 anderen Touristen geduldig in die gefühlt endlose Schlange um den Bus nach MP zu nehmen. Die Eintrittskarten geben vor, wann Einlass ist. Auf Empfehlung haben wir Tickets für 2 Tage gekauft. Das ist super, da man mehrmals am Tag rein und raus kann und so sich zumindest ein bisschen abseits der Massen bewegen kann.
Den Moment, als ich den ersten Schritt und Blick über MP werfe vergesse ich nie. Den Göttern so nah. Ein wahrhaft spiritueller Ort von unbeschreiblicher Atmosphäre. Gaby ist glücklich. Vor allem ganz früh, wenn noch kaum Touristen da sind strahlt die Anlage eine Ruhe der Göttlichkeit aus. Das sollte sich natürlich im Laufe des Tages ändern. Und das Unglaubliche passiert. Während wir eine Lunchpause außerhalb der Anlage machen, schauen wir über den Busplatz und ich traue meinen Augen nicht: mitten im Gewimmel von Menschenmassen winkt mein Bruder und seine Familie. Ja auch so kann Überraschung sein. Wir haben unser improvisiertes Treffen bei einem Lunch genossen.
Wieder geht es am nächsten Morgen ganz früh raus. Wir haben den Eintritt um 6:30 auf den Huayna Picchu. Eigentlich wollen wir nur den kleinen Berg erklimmen, haben dann wohl den Abzweig verpasst. Es regnet in Strömen, die unterschiedlichen Stufen sind nass und rutschig, kein Blick da alles Nebelverhangen - kurzum kein Vergnügen trotz bester Ausrüstung. Nach und nach bessert sich die Sicht und das Wetter, aber unser Ehrgeiz es bis auf den Gipfel zu schaffen schwindet. Wir beschließen auf dreiviertel der immer anstrengenderen und ungesicherten Stufenkletterei umzudrehen. Nicht zum Verständnis Aller. Ich bin nun mal kein Kletterer. Belohnt sind wir mit tollen Fotos von oben während der Nebel sich lichtet und die Sonne durchkommt. Wir genießen noch den 2. Tag in MP mit einer weiteren Guided Tour und fahren dann am Abend zurück nach Cusco in unser schönes Hotel. Die restlichen Tage in Cusco sind mit Regen unterbrochen und wir ruhen uns aus, lesen viel und sortieren Fotos. Geniessen ein weiteres Mal diese reizvolle Stadt.
Puerto Maldonado
Jetzt startet der dritte Teil der Reise mit einem Flug nach Puerto Maldonado in den Amazonas. Wow! Einfach Wow!
Welch ein Sprung von den Göttern in den Urwald. Die Unterkunft Hacienda Concepcion bekommt man nur selten und dank Niko K. Fürsprache bekommen wir die schönste Urwaldlodge. Was ein Traum.
Wir wohnen mitten im Amazonasdschungel. Man schaut in unendliches Grün, hört die unterschiedlichsten Vögel und Tiere. Tag und Nacht. Morgens wird man von ihnen aufgeweckt. Sie haben genaue
Uhrzeiten wann es Zeit ist zu schlafen und wann es Zeit ist aufzustehen. Amazing. Und wir machen es genauso.
Wieder erwartet uns ein heftiger Tropenschauer. Aber gut ausgerüstet geht es gleich mit einem Walk in der Umgebung unter anderem zur Besichtigung des berühmten Fitzcarraldo-Schiff, welches dort liegt. Die weiteren Tage machen wir Ausflüge zu den Riesenottern, einen Canopy Walk sowie eine Amazonasfahrt. Viel Abwechslung ist geboten. Die Lodge ist ein Refugium und bietet bestes Essen und Drinks.
Die unzähligen, unerlaubten Goldschürfer, die Wasser und Land nachhaltig zerstören bleiben uns nicht verborgen.
Aber auch hier gilt: wer will es ihnen bei dieser Armut und Arbeitslosigkeit verdenken.
Gerne wäre ich noch länger hier geblieben, aber der Rückflug nach Lima ruft.
Lima
Wir beenden die abwechslungsreiche, spannende Reise mit noch 2 weiteren Tagen in Lima.
Dann müssen wir zurück nach Deutschland.
Tief beeindruckt bin ich von der Vielfältigkeit dieses Landes mit all seinen gesellschaftlichen, kulturellen Gegensätzen, reichen Kulturschätzen, einer zu Recht weltberühmten Küche und natürlich dem Pisco!
Gracias a todos los que me felicitaron!
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