Ägypten mit Nil - rundreise Februar 2023
Auch diese Reise beginnt mit familiären Bezügen: meine Mutter wanderte Anfang der 50 Jahren nach Kairo aus, um als Krankenschwester auf der Typhusstation
zu arbeiten. Sie heiratete einen Deutschen der dort als Expat lebte und so wurde mein Bruder Michael N. dort geboren.
So war Kairo und Ägypten mit seiner Kultur immer auch ein Thema in unserer Familie. Meine Eltern und auch Michael besuchten das Land später mehrfach.
Die ägyptische Hochkultur war eine der ersten Hochkulturen der Welt. Bei einer Hochkultur handelt es sich um eine Zivilisation und Gesellschaftsordnung, die sich
durch ihre Komplexität und Organisation auszeichnet. Die Menschen in einer Hochkultur hatten also eine ausgeklügelte Lebensweise. und hatte viele
Merkmale wie Landwirtschaft, Technik, Marktwirtschaft, Schreibwesen, Politik, Religion, Astrologie und
Astronomie uvm.
Also buchte ich nach der Corona-Zeit kurz entschlossen eine klassische Nilkreuzfahrt im Februar, welches eine ausgezeichnete Reisezeit ist.
Während der Pandemie waren die Schiffe nicht im Einsatz und im oberen Preissegment war es schwierig herauszufinden in welchem Zustand sich die Schiffe befanden.
Unser Schiff s.u. war ein ziemlich altes Schiff aber die kleinen Upperdeck-Zimmer waren ok.
Man liegt im Hafen ohnehin in 8er Reihen Schiff an Schiff oder an der Kaimauer und sieht nicht viel. Das Essen war zumindest gut.
Dann aber ging es vom BER Berlin los und der Flug begann schon lustig. Denn wie sich herausstellte, nimmt jeder Reisende 2-3 Koffer Handgepäck mit in den Flieger
um Zeit zu sparen. Die restlichen Passagiere mussten dann geduldig warten bis alles verstaut war oder wieder umgeladen wurde. Mit sehr viel Diskussion verbunden
sind wir dann mit einer Stunde Verspätung endlich gestartet. Dasselbe natürlich beim Rückflug.
Sehr interessante Erfahrung mit Egyptair, so was hatten wir noch nicht erlebt.
"Umm el-Dunja" Mutter der Welt nennen die Einwohner liebevoll die Metropolregion Kairo mit ca. 22 Mio Einwohnern. Die weitläufige Hauptstadt liegt am Nil.
Im Herzen befindet sich der berühmte Tahir-Platz sowie das Ägyptische Museum.
Gut ausgeschlafen ging es dann früh mit Guide und Driver in einer kleinen Gruppe los.
Erstaunt waren wir, dass es morgends in Kairo im Februar ziemlich kühl war. Gegen Mittag wurde es dann etwas wärmer.
Auf der straffen Agenda stand für den 1. Tag die pharaonische Hauptstadt Memphis mit der Statue von Ramses II.
Als am Ende des 4. Jahrtausends vC Ober- und Unterägypten zu einer politischen Einheit zusammenwuchsen, bildete sich an der Nahtstelle zwischen Delta und Niltal die Stadt Memphis. Doch nach der
Zeitenwende verlor Memphis mehr und mehr an Bedeutung und verfiel. Geblieben ist ein Freilichtmuseum und die Kolossalstatue sowie eine beeindruckende Alabaster-Sphinx. Als Einstieg war das gut
gewählt und die Fahrt dorthin optimal um in Ägypten langsam einzutauchen.
Der Pyramidenbau ist ein Meisterwerk der Baukunst. Die Pyramiden stellten die Macht und den Reichtum der ägyptischen Herrscher, der sogenannten Pharaonen, dar. Die Pharaonen ließen die Pyramiden von zehntausenden Arbeitern als ihre Grabstätten errichten. Sie sollten ihre Ruhe und Sicherheit im Jenseits gewährleisten.
Wir besichtigten nun die berühmtesten Pyramiden und Nekropolen von Giza und Saqqara. Dieses Unesco-Weltkulturerbe der Antike ist unbeschreiblich beeindruckend.
Das Gelände ist riesig und wir beschränkten uns auf die wichtigsten: Cheops-Pyramide mit Grabkammer (137m hoch), Djoser Stufenpyramide, Knickpyramide und natürlich die Sphinx. Die vielen Privatgräber zeigen in detailreichen faszinierenden Darstellungen den Alltag am Nil vor tausenden von Jahren. Absolut großartig!
#reiseblogger #travelblogger #weltenbummler #travelwriter #traveldiaries #adventureculture #traveltheworld
Der 2. Tag war der Stadt Kairo gewidmet: Durch unfassbaren Verkehr gelangten wir zur Zitadelle (1176-82), der Mohammed Ali-Moschee, die nach dem Vorbild der blauen Moschee von Istanbul 1830 - 48 errichtet wurde. Mir war dieser Bau durch die 10 Jahre meiner Eltern in Istanbul sehr vertraut. Man hat einen eindrücklichen Ausblick auf diese gigantische Stadt mit ihrem Häusermeer (mal mehr mal weniger verfallen) und den dahinter liegenden Hochhausketten beiderseits des Nils.
Das noch in der Stadt befindliche alte Ägyptische Museum ist riesig, überfüllt und beherbergt unfassbare Schätze, die dringlichst auf die Eröffnung
des neuen Museums warten. Ein Besuch ist ein absolutes Muss mit diesen fantastischen einmaligen Schätzen. Meine Fotos geben nur einen ganz kleinen Ausschnitt wieder. Man muss es wirklich live
sehen.
Nach einem kurzen Lunch hatten wir uns von der Gruppe gelöst und auf eigene Faust das Koptische Viertel mit dem Kloster des hl. Georg besucht.
Weiter ging es zum Khan el-Khalil-Basar und dem nördlichem islamischen Viertel mit wunderschönen, gut restaurierten 1001-Nacht-Bauten. Hier hat es uns besonders gut gefallen. Von dort sind wir dann zu Fuß zum Tahirplatz gelaufen. Abwechslungsreich ist das unverfälschte, chaotische Kairo mit allen sichtbaren Problemen (Verfall, Müll, Armut etc. ) - aber auch spannend. So endeten wir erschöpft zu einem Drink an der Bar des tollen Ritz Carlton an der Corniche mit wunderbarem Blick auf den Nil.
Den hatten wir uns nach Stunden des Laufens verdient. Kairo ist riesig und so haben wir natürlich nur einen ganz kleinen Ausschnitt und Eindruck erlebt.
Aber es hat uns doch gut gefallen und bereichert.
Nach einer weiteren kurzen Nacht stand der frühe Flug nach Luxor und die Einschiffung auf dem Programm.
Angekommen in Luxor änderten sich sofort die Temperaturen und es war angenehm warm.
Das Schiff war - wie ich befürchtet hatte - nach dem Stillstand in der Pandemie nicht in bestem Zustand. Für uns galt: Augen zu und durch und am Ende war es dann
doch irgendwie erträglich. Was immer Reiseveranstalter unter 4 bis 5 Sterne verstehen... in diesem Land ist das eine Wissenschaft für sich. Ich habe es bis zum Ende der Reise nicht durchschauen
können. Das Essen war zugegebener Maßen gut. Keiner wurde krank.
Das Sonnendeck mit komfortablen Liegen und Schirmen wurde unser Zuhause. Auch weil wir einen unglaublich netten Kellner hatten, der uns liebevoll bis zum Ende der
Reise umsorgt hat. Das einladende Grün am Boden entpuppte sich nach dem ersten Mal barfuss laufen als ein Plastikteppich mit viel Ruß, so daß es sich empfahl Schuhe an zu behalten. Die schwarzen
Zehen benötigten eine intensive Reinigung.
Nach dem Check-in folgte sofort die erste Besichtigung. Immer den Massen nach ging es zu Fuß zu dem Tempel von Karnak. "Auserwählte der Stätten" hieß Karnak im pharaonischen Ägypten. Hier stand über zwei Jahrtausende das größte Heiligtum des Landes. Um 2100 vC entwickelte sich der Tempel Amun-Re und darauffolgend haben fast alle Pharonen in Karnak gebaut. Trotz der vielen Besucher findet sich immer ein Eckchen um die Bauten genießen und fotografieren zu können.
Ebenso fantastisch ist der Luxor Tempel mit der (1390-1353 vC) 18. Dynastie. Er liegt im Herzen der Stadt, in dessen Mitte eine Moschee wie ein Stachel hineinragt.
Luxor selbst bietet eine gute touristische Infrastruktur und lässt sich easy zu Fuß erkunden. Die nicht so angenehme Bettelei kann man einfach stoisch ignorieren.
Abends lädt ein angenehmer 2,5 km Walk an der beleuchteten Sphingen-Allee ein. Ein must und magisch by night!
Tal der Könige: Das Tal mit den Königsgräbern liegt versteckt westlich einer Gebirgskette unterhalb des pyramidenförmigen el Qurn.
Niemand sollte die Totenruhe stören.
Von 1539-ca. 1077vC wurden mehr als 60 Gräber in das Felsgestein gehauen. Keines gleicht dem anderen.
Ein System aus Korridoren, Schächten und Räumen - an den Vorstellungen von Jenseits orientiert.
Wunderschöne, detaillierte manchmal noch farbliche Darstellungen an den Wänden und Decken gehen auf die komplexe Vorstellungswelt ein.
Aus Gründen des overtourism werden abwechselnd Gräber für Besucher gesperrt.
Ich war einfach überwältigt.
Zurück auf dem Schiff ging es im abendlichen endlosen Schiffskonvoi mit Dieselrauch Richtung Aswan mit nächstem Stop in dem kleinen Edfu.
Um keine Langeweile an Deck aufkommen zu lassen wird von kleinen Beibooten mit Tüchern gehandelt.
Es ist ein sehr unterhaltsames Spektakel für die Schiffsgäste und für die Verkäufer zwar anstrengend aber auch ein lohnendes Geschäft.
Der Nil an seinen Ufern ist bekanntermaßen sehr fruchtbar und grün. Auffallend für mich war, dass man zu allen Zeiten wenige Menschen sieht.
Meist Männer, die die Felder bestellen. Frauen sieht man so gut wie keine. Dies kenne ich aus Asien anders.
So ist es nach ein paar Stunden relativ monoton. Wir machten die Fahrt Luxor-Assuan und zurück, aber ehrlich gesagt, genügt eine Richtung.
Nach einer angenehmen Nacht erreichten wir morgens nach dem Frühstück mit einer Kalesche den Tempel von Edfu. Das kleine Städtchen war einst aufgrund seiner Lage an einer wichtigen Karawandnroute bedeutsam. Jetzt bietet es ausser dem Tempel recht wenig. Aber der besterhaltenste Tempel Ägyptens "Horus-Tempel" steht mitten in Edfu. Er steht fast am Ende der 3000-jährigen Geschichte der pharaonischen Hochkultur trägt aber alle klassischen merkmale eines ägyptischen Tempels in sich.
Weiter geht es nach Kom Ombo. Nicht zu übersehen und zu riechen - auf riesigen Flächen wird Zuckerrohr angebaut und dann verarbeitet. Es ist die neue Heimat
von Nubiern, die im Zuge des Assuan-Staudammbaus hierher umgesiedelt wurden.
Das Städtchen ist dem ganz besonderen Doppelheiligtum gewidmet und liegt malerisch am Ufer einer Nilschleife. Der Erhaltungszustand lässt eine vollständige Rekonstruktion zu. Eine äußere und eine innere Umwallung schlossen die heiligen Stätten gegenüber der Außenwelt bestens ab. Ein wunderschönes Kleinod ist dieser Tempel. Am Ende schließt sich noch ein sehenswertes Krokodilmuseum mit ca. 20 Krokodilmumien an.
Gegen Mittag treffen wir in Aswan (Assuan) ein. Das Provinzstädtchen hatte in meiner Familie einen guten Ruf. Hübsch, lebenswert, gute Infrastruktur, das fantastische Katarakthotel (Sofitel) diirekt am Nil, freundliche unaufdringliche Bewohner. Nette Kaffeehäuser. Ja hier kann man es - auch wegen des trockenen angenehmen Klimas - bestens aushalten. Der blaue Nil, weiße Felukensegel, schwarze Kataraktfelsen und die goldene Wüste bieten einzigartige Impressionen. Es folgt eine ausführliche Stadtbesichtigung: Insel Elephantine, Botanischer Garten, Felukenfahrt, unvollendeter Obelisk, Suq, Bischofskirche. Assuan ist nicht umsonst eine der schönsten Städte Ägyptens.
Am nächsten Morgen zeitig gegen 4:30 Uhr folgte die 2-Std. Fahrt im PkW-Konvoi nach Abu Simbel. Früh losfahren ist ein Muß sonst steht man nur im Stau und auch Abu Simbel ist völlig überlaufen. Ohnehin wird es dann auch sehr heiß, denn wir sind nahe der Grenze zum Sudan.
Ramses II baute inmitten der Einsamkeit für sich einen monumentalen Tempel und daneben einen kleineren für seine Gemahlin Nefertari. Erst 1813 entdeckten Schweizer Forscher die Tempel wieder. Mit dem Bau des Assuan- Staudamms drohten nach eineinhalb Jahrhunderten die Fluten des Nilstausees die Heiligtümer für immer zu versenken. Dank einer riskanten, unfassbar aufwendigen Rettungsaktion der UNESCO konnten die Heiligtümer am jetzigen Bestimmungsort wieder aufgebaut werden. Wenn man davor steht kann man es einfach nicht glauben.
Alleine die 33m hohe Tempelfassade ist gigantisch. Vor ihr dominieren vier Sitzstatuen von Ramses II. Allein der erste Hof, die zweite Halle, das Sanktuar und die Kult- und Lagerräume sind ein bleibendes Erlebnis. Doch auch der kleinere Tempel mit den kolossalen Standbildern vor der Fassade ist mehr als beeindruckend.
Eine Tour mit unserem Guide der selber Nubier war, führte uns zu einem Nubischen Dorf auf eine kleinen Insel.
Die Nubier lebten ursprünglich südlich von Assuan, nilaufwärts bis zur Grenze des Sudans. Durch den Staudammbau fanden die nun entwurzelten Nubier eine neue Heimat
zwischen Assuan und Komb Ombo. Sie sprechen eine eigene Sprache und im Privaten verkehren sie gerne untereinander. Unser Besuch bei einer Familie war ein kultureller Einblick und die Menschen
offen und herzlich bei einem guten Glas Tee.
Noch ein beeindruckender Tempelkomplex galt es vor unserer Rückfahrt nach Luxor zu bestaunen. Mit einem kleinen Boot ging es zur Insel Philae. Einst war diese Insel vollständig mit Palmen und Tempelbauten bedeckt. Der große Tempel (283-247 vC) war der Beginn in dessen Folgezeit sich Philae zur bedeutendsten Isis-Wallfahrtstätte entwickelte. In dieser Grenzregion lebten die Staatsreligionen Ägyptens am Längsten. Durch den Bau des alten Staudamms versank die Tempelinsel jährlich mehr. Durch den neuen Staudamm entgültig bedroht unterzugehen, entschied die Regierung die Rettung durch einen Umzug auf die jetzige Insel. Welch ein Glück. Man läuft durch den kleinen Kiosk, Isis-Tempel, Säulengänge, Pylone, Mammisi (Geburtshaus), Sanktuar sowie weitere unzählige gerettete Heiligtümer. Bei Niedrigwasser kann man noch Teile der ursprünglichen Insel Phlae erkennen. Für mich auch ein absolutes Muss.
Zurück in Aswan haben wir das unaufgeregte Stadtleben mit Suqbesuch und Kaffeehäusern genossen.
Bis es dann mit der 4-tägigen Rückfahrt bis Luxor los ging. Endlose brennende Zuckerrohrfelder mit beißendem Rauch begleiten uns.
Ein weiteres Highlight war noch der sehr lohnende Ausflug nach Qena zu dem Tempel Hathor von Dendera.
Hier lassen sich Tempelbereiche besichten die andernorts meist gesperrt sind. Die renovierten astronomischen Darstellung der Decke in alter Farbigkeit sind
einzigartig.
So vollständig konnten wir das nur hier besichtigen. Der Ausflug ist ein Muss - den man unbedingt ins Programm aufnehmen sollte. Auch wenn die Fahrt etwas länger dauert.
Angekommen hatten wir noch ein paar Tage zum Baden und Sonnetanken gebucht. (5 km außerhalb auf einer Insel gelegen das weitläufige Jolie Ville Kings Island)
Als kurze Verlängerung war dieses Resort obwohl riesig absolut ok. Da es sehr weitläufig mit viel Grün angelegt ist findet man immer ein ruhiges angenehmes
Plätzchen und alles mit unverbautem Nilblick. Die Pools sind schön. Das Essen war gut. Und auch der Service war prima. Von hier hatten wir noch das Vergnügen einer Sound- und Light-Show am Abend
im Tempel von Karnak.
Ein Resumé:
Die Pyramiden sind nicht nur ein einzigartiges Weltwunder. Sie wurden vor über 4000 Jahren gebaut um die Ewigkeit zu überdauern - und genau das haben sie getan. Immer noch voller Rätsel. Auf jeden Fall ein Highlight in der Welt, wenn man sich für die Kultur der Pharaonen und der Bauweise der Tempel interessiert.
Generell finde ich Ägypten teuer, wenn man halbwegs Sauberkeit und Service erwartet. Das Preisleistungsverhältnis stimmt hier mE. nicht.
Das Gefühl, dass man als Touristen ausgenommen wird, empfinde ich hier extremer als in anderen Ländern. Das meiste Geld bleibt ohnehin nicht bei den
Angstellt:innen.
Ich würde empfehlen von den Städten Kairo, Luxor und Assuan die Ausflüge zu machen. So spart man sich die Schiffstour, die auch wenig umweltfreundlich mit ihren
Dieselmotoren ist. In allen touristischen Städten hat man eine große Auswahl an Unterkünften aller Preissegmente.
Die Kreuzfahrt würde ich in der Form nicht mehr wiederholen. Jedoch unbedingte Reiseempfehlung nach Ägypten der Kultur wegen.
#egypt
#visitegypt
#travel
#cairo
#travelegypt